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MODERNISIERUNG IN OMAN

 

 

Christoph Haase

92-115-062

 

Seminararbeit

eingereicht bei Prof. W. Marschall

Institut für Ethnologie

Universität Bern

Dezember 1998

 

 

 

INHALTSVERZEICHNIS  

 

I.              EINLEITUNG

 

II.             FRAGESTELLUNG

 

o      Die Frage der richtigen Entwicklung

o      Der omanische Weg

 

III.            DER TRADITIONELLE OMAN  -1970

 

1.             Geographische Verhältnisse

1.1.          Räumliche Gliederung

1.2.          Klima

o      Küstengebiete

o      Das Oman-Gebirge

o      Binnenland

o      Dhofar

1.3.          Vegetation und Tierwelt

 

2.             Sozialstruktur und Ökonomie

2.1.          Ibadismus und Stammesorganisation

2.2.          Beduinen

2.3.          Oasenbewohner

o      Aflaj

o      Oasenwirtschaft

2.4.          Küstenbewohner

 

IV.            POLITISCHE VERÄNDERUNGEN

 

1.             Palastrevolution

o      Sultan Qaboos

 

2.             Dhofarkrieg

 

3.             Staatsorganisation und Politik

o      Staatsidee

o      Staatsorganisation

o      Aussenpolitik

 

V.             DAS ERDÖL UND DER AUFBAU DES LANDES

 

1.             Historische Entwicklung

 

2.             Der Aufbau des Landes

2.1.          Staat und Ölwirtschaft

2.2.          Infrastruktur

o      Die Hauptstadtregion

2.3.          Transformation der Wirtschaft

o      Handwerk

o      Landwirtschaft

o      Fischerei

o      Industrie

 

VI.            TRANSFORMATION DER GESELLSCHAFT

 

1.             Staat und Gesellschaft

1.1.          Der Palast

1.2.          Die Kaufleute

1.3.          Die Ibadis

1.4.          Die Sansibaris

 

2.             Gesellschaft im Wandel

 

VII.           ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG

 

 

      

 

I.  EINLEITUNG

 

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich nun mehr oder weniger intensiv mit dem Sultanat Oman. Dieses Land, das nicht gerade im Mittelpunkt des Weltgeschehens steht, verhält sich eher unauffällig und zurückhaltend. Vielleicht hat gerade  deshalb in diesem Land eine der bemerkenswertesten Entwicklungen in den letzten 30 Jahren stattfinden können.

Für gewöhnlich ist das Allgemeinwissen zu Oman eher rudimentär, und dem Land wird keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wieso habe ich mich also dazu entschlossen, mehr über Oman zu erfahren ?

Angeregt wurde ich durch einen Dokumentarfilm im ORF, wo der Weg der Modernisierung dieses Landes besonders hervorgehoben wurde und wo ein gütiger Herrscher zu seinem Volk schaut. Es wurde das Bild einer Modernisierung von Land und Leuten vermittelt, so wie man sie sich idealerweise vorstellt.

Dieser Faszination einer, natürlich für dieses Land spezifischen, 'richtigen' Entwicklung erlegen, beschloss ich mehr über den omanischen Weg zu erfahren und vertiefte mich in die vorhandene Literatur.

Nebst Dokumentarfilmen und Reiseberichten galt mein Interesse vor allem politologischen und ethnosoziologischen Büchern und Artikeln; von diesen profitierte ich am meisten. Auch im Internet findet sich einiges an Datenmaterial zu Oman.

Das oberflächliche Bild, welches ich von Oman hatte, wurde vertieft und erweitert. Der bemerkenswerte Werdegang Omans soll in dieser Arbeit vorgestellt werden.

 

 

II.  FRAGESTELLUNG

 

Ende der 80er- und zu Beginn der 90er Jahre ereignete sich in Osteuropa der Wandel von totalitären Systemen hin zu Demokratien. Dieser Weg war oft mühsam und enttäuschend. Demokratie, einhergehend mit freier Marktwirtschaft, brachte neue Probleme mit sich. Angesichts dieser Ereignisse stellte ich mir die Frage, ob andere Wege der staatlichen Entwicklung nicht auch zufriedenstellender verlaufen könnten. Dabei fiel mir Oman auf: ein Sultanat mit einem autokratischen Herrscher an der Spitze, der sein Land vorausschauend und moderat in die Moderne führte; so war mein erster Eindruck. Dieses oberflächliche Bild gilt es nun zu korrigieren, ergänzen und vertiefen.

 

DIE FRAGE DER RICHTIGEN ENTWICKLUNG

 

Es lassen sich grundsätzlich zwei Ansätze zur Frage der richtigen Entwicklung feststellen:

Der erste Ansatz umfasst die Selbstdarstellung der omanischen Regierung und Publikationen, welche, obwohl unabhängig, dieses Selbstverständnis der Regierung wiedergeben. Dabei wird die positive Entwicklung des Landes hervorgehoben, besonders die Erfolge im Bildungs- und Gesundheitswesen.

Der zweite Ansatz vertritt eine eher kritische Sicht, wobei Korruption, Vetternwirtschaft und Unfähigkeit der Regierungsstellen hervorgehoben werden.

Angesichts riesiger Öleinkünfte in staatlicher Hand stellt sich bei beiden Ansätzen die Frage der richtigen Entwicklung. Wie diese dann beurteilt wird, darin unterscheiden sich die beiden Ansätze. Dass hierbei aber noch andere Faktoren mitwirken, darauf wird bei beiden Ansätzen nicht eingegangen. Gemäss Bierschenks plausibler Argumentation stellt sich nicht nur die Frage der richtigen Entwicklung, denn es zeigt sich, dass die Einkünfte aus der Erdölförderung strukturelle Zwänge (constraints) mit sich bringen, die den sozioökonomischen Prozess kanalisieren und den Handlungsspielraum der  Politik begrenzen.

 

DER OMANISCHE WEG

 

Es geht im folgenden darum, den Weg der Modernisierung aufzuzeigen und die Strukturen in Wirtschaft und Politik zu analysieren, um zu einem besseren Verständnis der omanischen Entwicklung zu gelangen.

Dabei interessiert uns die Zeit ab 1970, dem Jahr, in dem Sultan Qaboos bin Said AI Said die Macht übernahm. Anhand Bierschenks Ausführungen wird versucht, den Zusammenhang von Erdölförderung und der Herausbildung des omanischen Staates darzulegen. Folgende Fragen drängen sich dabei auf:

Welcher Natur ist dieser entstehende Staat ?

Wie erfolgt die Legitimation des Staates ?

Wie geschieht die Umverteilung der Öleinkünfte ?

Welches Verhältnis besteht zwischen Staat und Stammesgesellschaft ?

Wie wirken sich der Aufbau der Infrastruktur und der verbesserte Lebensstandard auf die Gesellschaft aus ?

Abschliessend soll auch die nähere Zukunft Omans diskutiert werden, heutige Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft und mögliche Lösungsansätze besprochen werden.

 

 

III.  DER TRADITIONELLE OMAN -1970

 

1.  GEOGRAPHISCHE VERHÄLTNISSE

 

1.1.  RÄUMLICHE GLIEDERUNG

 

Das Sultanat Oman befindet sich im südöstlichen Winkel der arabischen Halbinsel. Oman lässt sich in vier Landschaften gliedern: Im Norden trennt das Oman-Gebirge die weite Küstenebene, Batinah, von den ausgedehnten Binnenebenen, welche an die Rub al Khali, die innerarabische Wüste anschliessen. Nach Süden hin folgt die Region Dhofar mit einer ähnlichen landschaftlichen Gliederung.

 

 

1.2.  KLIMA

 

KÜSTENGEBIETE

 

An der Küste des Golfes von Oman herrschen das ganze Jahr über hohe Temperaturen, durchschnittlich über 30°C; die Luft ist heiss und schwül. Die Humidität erreicht in den Wintermonaten nicht selten 100%. Die Vegetation ist spärlich und ungleich verteilt. Einzig zum Gebirge hin kann es entlang der Wadis zu grösserer Vegetationsdichte kommen.

 

DAS OMAN-GEBIRGE

 

Das Oman-Gebirge (Hajar-Gebirge) durchzieht im Norden das ganze Land. Es hebt sich von den daran anschliessenden Ebenen deutlich ab und erreicht im Massiv des Jebel Akhdar Höhen von bis zu 3000 Meter über Meer. Auf einer Höhe von 2000 Metern lassen sich Jahresdurchschnittstemperaturen von 17°C feststellen. Das Gebirge endet nach Norden hin steil abfallend und nach Süden hin

gestaffelt. Es ist durch weite Täler tief zerschnitten. Bei den plötzlich auftretenden, heftigen Gewittern verwandeln sich die Wadis (ausgetrocknete Flussbette und Täler) binnen kurzer Zeit in reissende Ströme.

Auf der Innenseite des Gebirges, dem Kernland Omans, befindet sich ein wichtiger Lebensraum mit zahlreichen Oasen, wo durch intelligente Nutzung des Grundwassers Getreide und Früchte angebaut werden.

 

BINNENLAND

 

Südwärts des Oman-Gebirges dehnt sich ein ebenes Binnenland aus, das aus weiten Terrassen, vielen Wadis und grossen Dünen besteht. Im Süden grenzt die Wadiregion an die grosse arabische Wüste, die Rub al Khali, und im Osten an die Wahiba Sands. Die Niederschläge übersteigen nirgendwo 80 mm im Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 30°C, zur Mittagszeit werden Extremwerte von mehr als 60°C gemessen. Der Unterschied von der Tages- zur Nachttemperatur kann mehr als 30°C betragen. Eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit macht die Hitze relativ erträglich. Im nördlichen Teil der Binnenebene befinden sich ein Grossteil der Erdöllagerstätten Omans, mit deren Ausbeutung diese Region eine ganz neue Bedeutung erfuhr.

 

DHOFAR

 

Nach Süden hin steigen die Kalksteine der arabischen Tafel an. Sie erheben sich in Dhofar in einem küstenparallelen Gebirgszug zu einer Höhe von über 1600 Meter. Zur schmalen Küstenebene bricht das Gebirge steil ab. Das monsungeprägte Klima ermöglicht in den Sommermonaten eine intensive Begrünung der schmalen Küstengebiete, wo eine hohe Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Verschiedene Früchte und Gemüse können angebaut werden. Jedoch schon unmittelbar hinter der Kammlinie des Gebirges herrscht extreme Trockenheit.

 

1.3. VEGETATION UND TIERWELT

 

Es geht hierbei lediglich darum, einige für diese Arbeit relevante Beispiele aus der Flora und Fauna Omans zu nennen, da diese von den Veränderungen in den letzten 30 Jahren betroffen sind.

 

PFLANZEN

 

Grün gibt es in Oman in erster Linie in den Oasen. In den meisten Gebieten dominiert als Nutzpflanze die Dattelpalme, von der es über 40 verschiedene Arten gibt. Die Kultur der Dattelpalme ist sehr arbeitsaufwendig. In den vergangenen 10 Jahren verlor die Dattel, welche früher wichtigstes Nahrungsmittel und Hauptexportprodukt war, an Bedeutung; viele Dattelgärten werden nicht mehr gepflegt.

Noch berühmter als die Dattelpalme ist für Oman der Weihrauchstrauch. Sein Verbreitungsgebiet liegt im Süden des Landes, auf ein schmales Gebiet an der Nordseite des Dhofargebirges konzentriert. Die Weihrauchsammelwirtschaft erlebte ihren Niedergang bis in die 80er Jahre hinein. Meist wurde nur noch für den Eigenbedarf gesammelt.  Anfangs der 90er Jahre sehen die Zukunftschancen für den dhofarischen Weihrauchhandel, auch dank dem zunehmenden Export, wieder gut aus.

Daneben gibt es eine Fülle unterschiedlicher Sträucher und Bäume, welche sich an die Trockenheit und an die salzigen Böden angepasst haben, durch Reduzierung  von  Verdunstung,  Speicherung  von Wasser  oder Salzverträglichkeit.

 

TIERE

 

Das Kamel, resp. Dromedar, kommt in fast allen Teilen des Landes vor. Bis anfangs der 70er Jahre war es das wichtigste Transportmittel. Die Anzahl der Kamele nahm mit dem Siegeszug des Geländewagens stark ab; ebenso ging ihre Bedeutung zurück. Heute werden sie aus Tradition gehalten oder als Reittiere

gezüchtet. Eine traditionell wichtige Rolle für die Wirtschaft und die Subsistenz der ländlichen Bevölkerung spielten Schafe, Rinder und vor allem Ziegen. Die Ziege ist das am meisten gehaltene Nutztier Omans. Die Haltung dieser Tiere ist aber im Rückgang begriffen, einerseits wegen der Sesshaftwerdung der Beduinen, andererseits wegen der nach 1970 zunehmenden Konkurrenz von importiertem Gefrierfleisch und Lebendvieh.

 

 

2.  SOZIALSTRUKTUR UND ÖKONOMIE

 

2.1.  IBADISMUS UND STAMMESORGANISATION

 

Die Anhänger der ibadischen Lehre (Ibadiya) werden üblicherweise als eine Splittergruppe der Kharijiten angesehen. Sie selbst erachten sich als unabhängig.

Zur Zeit des ersten Omayyaden-Khalifen entwickelte Abdullah ibn Ibad die Lehre der Kharijiten in Basra weiter. Er sah seine Glaubensrichtung als authentischen Fortlauf des Islam. Doch schon nach kurzer Zeit des Dialogs kam es zwischen Ibaditen und Sunniten zum Streit und zu Verfolgungen der Anhänger der ibaditischen Lehre. Sie flohen in den Oman und nach Nordafrika. Ihr wichtigstes Rückzugsgebiet waren die nur schwer zugänglichen Berge im Oman.

Die Ibaditen sind alles andere als kriegerisch. Ihrer Meinung nach darf die Religion nicht als Grund für Kriege und Auseinandersetzungen missbraucht werden. Mit ihrer liberalen Einstellung gegenüber Andersgläubigen und ihren demokratischen Strukturen sind sie eher als gemässigt und tolerant zu

bezeichnen. Mann kann sie auch als Modernisten sehen, denn sie sind der Meinung, dass der Koran immer neu der Zeit entsprechend interpretiert werden kann.

Im Unterschied zu den Sunniten und Schiiten sollte bei den Ibaditen der Führer (Imam) frei von der Gemeinschaft der Gläubigen gewählt werden. Jeder Gläubige und gebildete Muslim konnte sich für das Amt bewerben, sofern er seine religiöse Gelehrsamkeit und sein politisches Geschick unter Beweis stellte. Seine Stammeszugehörigkeit spielte dabei keine entscheidende Rolle.

Die Gemeinschaft erwartete von ihrem Imam, dass er sich nach innen für Gerechtigkeit und nach aussen für Sicherheit einsetzte. Es bestand zwischen Volk und Imam eine Art Sozialabkommen. Für seine Rechte als Führer hatte der Imam auch seinen Pflichten nachzukommen, ansonsten drohte ihm die Abwahl.

Diese (theoretische) Form des Imamats zeigte Parallelen zu den politischen Prinzipien der Stammesgesellschaft. Durch die Verwurzelung in den Strukturen der Stammesgesellschaft erhielt das Amt des ibadischen Imams seine Plausibilität.

Das Amt des Imams blieb unbesetzt wenn sich kein geeigneter Führer fand. Der Imam besass religiöse Autorität und auch eine, jedoch geringere, weltliche Macht. Daher bildete sich in Oman daneben ein zweites Amt, das des Sultans, heraus.

In der Geschichte kam es häufig zu Kämpfen zwischen Sultan und Imam. Anfangs des 20. Jahrhunderts gab es einen Vertrag, der das Herrschaftsgebiet der beiden regelte. Der Sultan war weltlicher Herrscher an der Küste, der Imam geistlicher Führer im Inner-Oman. Erst in den 50er Jahren konnte sich der Sultan endgültig gegen den Imam durchsetzen. Das Amt des Imams gibt es seither in Oman nicht mehr.

 

Die meisten Omanis sind Araber und gehören einem bestimmten Stamm an. Alle Stämme sind patrilinear organisiert. Die gesellschaftliche Stellung des Einzelnen wird vornehmlich dadurch definiert, welchem Stamm er angehört, wie dessen Ruf ist und welche Position er in ihm einnimmt.

Das grösste Ansehen geniesst der Stammesführer, der Scheich, der meist auch der Stammesälteste ist. Aber auch andere würdevolle Stammesangehörige, manchmal auch jüngere Personen, tragen den Ehrentitel Scheich, der mit hohem Ansehen verbunden ist.

Die Scheiche eines Stammes bilden den Stammesrat (majlis). Jeder hat das Recht, den Scheichen seine Probleme vorzutragen; diese bemühen sich dann, Lösungen zu finden oder Recht zu sprechen.

Manche Stämme bestimmen ihr Oberhaupt durch Abstimmung, wobei viel über das Für und Wider eines Kandidaten diskutiert wird. Hat man sich auf einen Führer geeinigt, so wird dieser durch persönliche Zustimmung der Stammesmitglieder in seinem Amt bestätigt. Wenn ein Teil des Stammes den neuen Scheich nicht anerkannte, kam es häufig zu Abspaltungen oder Verselbständigungen von Teilen des Stammes.            

 

Die Anzahl der Stämme beläuft sich auf mehrere Hundert. Die Mehrheit kann zwei Fraktionen, den Hinawi und den Ghafiri, zugeordnet werden. Die Polarisierung dieser beiden Gruppen beruht auf Politischen Spannungen, die im 18. Jahrhundert zum Bürgerkrieg zwischen den beiden Fraktionen führte.

In diesen Konflikt griffen auch Streitigkeiten zwischen den Wüstenstämmen und der sesshaften Küstenbevölkerung über. Die Ghafiri waren mehrheitlich Nomaden, die Hinawi siedelten hauptsächlich in der Batinah und um Muscat. Wegen dem saisonalen Wechsel von Sesshaftigkeit und Nomadentum kam es auch vor, dass Beduinen und Küstenbewohner dem gleichen Stamm angehörten.

 

2.2. BEDUINEN

 

Die soziale Gliederung der Bevölkerung lässt sich horizontal in vier Gruppen aufteilen: Beduinen, Städter, Oasenbewohner und Küstenbewohner. Diese vier Lebensformen werden nicht als Konkurrenten gesehen, sondern sie wirken eher als Partner zusammen.

Die Beduinen sind die älteste dieser Gruppen, sie stellen noch 1970 ungefähr die Hälfte der Bevölkerung des Landes. Es sollen hier kurz einige wichtige Merkmale beduinischer Lebensweise genannt werden.

Es handelt sich um mobile Bevölkerungsgruppen, die im Oman mit ihren Herden während des Jahres zwei Weidestandorte aufsuchen; dies deshalb, weil zur Ernährung neben der Tierhaltung auch Oasengartenbau oder Fischerei betrieben wird.

In der Batinah befanden sich die Sommerweidegebiete in Küstennähe, wo die Männer sich in den Oasen um ihre Gärten kümmerten, während die Frauen und Kinder um das Weiden der Tiere besorgt waren. Im Herbst zog man dann in die gebirgsnahen Winterweidegebiete bis zum nächsten April.

Im Inneroman befanden sich die Sommerlager im Umkreis der gebirgsnahen Oasen; meist grosse Gruppen eines Stammes lagerten gemeinsam. Hier ging es auch darum, sich einen Dattelvorrat für die Winterzeit zu beschaffen. Wegen Überweidung und möglichen Streitereien um Weideland zog man es

vor, nach getaner Arbeit in Richtung Inneroman für das Winterhalbjahr weiterzuziehen. Man lagerte innerhalb von Wadis und in der Nähe von Wasserlöchern oder Brunnen. Zeitweilig verliessen die Männer das Lager und zogen zur Küste um im Fischfang und dessen Konservierung mitzuarbeiten. In

der südlichen Region Dhofar kamen bei zahlreichen Gruppen auch Weihrauchsammeln und Seefahrt dazu.

 

2.3.        OASENBEWOHNER

 

AFLAJ

 

Dieses Bewässerungssystem kommt in Regionen hoher Aridität vor, wo der Grundwasserstand extrem tief ist. Die Sickergalerien sind annähernd horizontale Stollen, die in lockeres Material einer Gebirgsfussfläche so eingegraben sind, dass sie das Grundwasser erreichen. Bei einer gut gebauten Sickergalerie fliesst das Wasser während des ganzen Jahres recht ausgeglichen. Das Wasser wird vom Ausgang des Stollens mittels Kanälen der Oase und den landwirtschaftlichen Nutzflächen zugeführt.

Das Wort Falaj (pl. Aflaj) wird im Sinne von Verteilung beziehungsweise Organisation der Wasserverteilung verstanden.

 

 aus Kabasci/Francisky S.221

 

Nach dem Uebergang vom Stollen zur Rinne befindet sich zuerst eine Stelle zur Trinkwasserentnahme, gefolgt von den Waschplätzen und anschliessend, von den Tränkstellen für das Vieh. Die physische Anlage der Siedlung wird wesentlich von den Aflaj bestimmt. Beim Erreichen der Gärten verzweigt sich der Kanal zu unzähligen kleinen Rinnen zur Bewässerung der Gärten.

 

Die Verteilung des Wassers erfolgt nach komplizierten, über Generationen gewachsenen Rechten. Die Besitzer von Wasseranteilen können als Gemeinschaft mit fester Organisationsform gesehen werden. Diese Organisation hat zum einen die Aufgabe der Wasserverteilung und zum anderen die der Instandhaltung der Kanäle. Dies führte aber nicht zu kooperativen Besitzformen des Landes; dies befindet sich mehrheitlich in Privatbesitz.

 

OASENWIRTSCHAFT

 

Die Oasenwirtschaft lässt sich in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel aufteilen. Wichtigste Wirtschaftsgrundlage bildete die Dattelpalme, an deren Nutzung alle Oasenbewohner direkt oder indirekt beteiligt waren. Die Landwirtschaft war nicht nur quantitativ sondern auch strukturell dominant: da in der Landwirtschaft ein Grossteil der Subsistenzmittel produziert wurde, hatte sie eine dominierende Stellung gegenüber Gewerbe und Handwerk. Die Grundbesitzer und Kaufleute kontrollierten die Falaj-Organisation und die Nahrungsmittelproduktion sowie die Beschaffung der Rohstoffe und die Abnahme der handwerklichen Endprodukte.

Unabhängig davon definieren die Oasenbewohner ihren sozialen Status durch die Zugehörigkeit zu Abstammungsgruppen; bei diesen liess sich eine deutliche Schichtung in Scheiche, freie Stammesmitglieder (qabail) und Klienten (bayasir)  ausmachen. Dies führte aber nur in geringem Masse zu einer Rangsymbolik. Hingegen lässt sich ein Zusammenhang zwischen der sozialen Stratifikation und der ungleichen Verteilung ökonomischer Mittel feststellen.

Die Gruppe der Grossgrundbesitzer deckte sich weitgehend mit der der Scheiche, welche ihrerseits auch einen Grossteil der Kaufleute ausmachen. Demgegenüber ist die Gruppe der Klienten meist Pächter bei Grossgrundbesitzern oder Handwerker. Die politisch definierte Beziehung zwischen Scheichen und Klienten ist also ökonomisch verankert in der ungleichen Verteilung der agrarischen Produktionsmittel und der Dominanz des Handels über das Handwerk. Sozialer Auf- und Abstieg ist aber durchaus möglich, die Grenzen zwischen den Gruppen sind fliessend.

Diese soziale Stratifizierung führt nicht zu einem zentral strukturierten, politischen Zentrum. Die Dauerfehde zwischen den Fraktionen der Hinawi und der Ghafiri, die sich historisch bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, hält die politische Struktur der Oase bipolar; auch die Beduinenstämme der Umgebung sind hierbei miteinbezogen. Überall dort, wo die Oasenbewohner und die Beduinen dem gleichen Stamm angehören, ist ihr Verhältnis meist durch Kooperation und friedlichen Austausch bestimmt.

Auf ökonomischer Ebene dominieren also die Machtbeziehungen, politische Beziehungen hingegen sind durch Dependenzkriterien definiert, innerhalb einer  Struktur binärer Opposition zweier Fraktionen, die keine Zentralinstanzen entstehen lässt.

 

2.4.        KÜSTENBEWOHNER

 

Die Bewohner an Omans 1700 Kilometer langer Küste sind nicht nur in der Fischerei beschäftigt, sie betätigen sich auch als Seefahrer, Schiffsbauer und Händler.

Ausgangspunkt ist die Hafenstadt Muscat. Sie ist sowohl zum Hinterland wie auch zum Meer hin leicht zu verteidigen und zudem nautisch günstig gelegen. Nicht nur Massengüter wie Getreide, Datteln oder Fisch werden umgeschlagen, sondern auch Seide und Farben aus Indien, Edelhölzer aus Ostafrika, Weihrauch aus Dhofar und Gewürze aus Südostasien. Zeitweise galt Muscat auch als wichtiger Sklavenmarkt.

Das omanische Handelsreich erlebte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt und unterhielt Niederlassungen rings um den Indischen Ozean, vor allem an der ostafrikanischen Küste. Mit der Ausbreitung der britischen Herrschaft und der Öffnung des Suez-Kanals schwand der Einfluss des omanischen Handelsreiches zunehmend, bis zur Bedeutungslosigkeit. Was blieb war die Fischerei als Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung und der damit verbundene Handel mit dem Hinterland.

Die bedeutenden Küstenoasen waren bis anfangs der 70er Jahre von einem Fort dominiert, in seinem Schutz standen der Suq und der Fischmarkt, daran schlossen sich die Hütten der Bewohner an und Gärten umgaben die Siedlungen.

 

 

IV.  POLITISCHE VERÄNDERUNGEN

 

l.  PALASTREVOLUTION

 

Im Oman vor 1970 gibt es vier wichtige Determinanten, welche die Entwicklung des Landes beeinflussen:

- die Differenzen zwischen dem Inneroman und der Küstenregion um Muscat,

- die Hoffnung Öl zu entdecken,

- die restriktive Art Sultan Said bin Taimurs zu regieren,

- die Abhängigkeit von den Briten.

Sultan Said bin Taimur AI Said, der von 1932 bis 1970 herrschte, wurde in Indien ausgebildet und übernahm als 20jähriger die Herrschaft von seinem Vater. Die  Verwaltung des Landes bestand aus britischen Kolonialbeamten. An der Abhängigkeit von den Briten änderte sich wenig.

Der Sultan wollte auch die Kontrolle über das Landesinnere erreichen; dazu lud er die hohen Stammesscheiche nach Muscat ein und beschenkte sie mit Geld.

Bei Buraimi, eine Oase im inneren Omans, wurden grosse Erdölvorkommen vermutet. Anfangs der 50er Jahre wurde Buraimi von den Saudis besetzt und der Sultan war auf die Briten angewiesen um die Saudis von dort wieder zu vertreiben.

Auch einen Aufstand des Imams Ghalib bin Ali, der im Inneroman mit saudischer Unterstützung einen eigenen Staat errichten wollte, konnte der Sultan 1959 nur mit Hilfe der britischen Truppen niederschlagen. Der Sultan hatte nun zwar die Herrschaft über ganz Oman, aber die Abhängigkeit von den Briten blieb.

1958 zog er sich in den Palast von Salalah zurück und kam nie wieder nach Muscat. Dies hatte vor allem zwei Gründe: er fühlte sich in Dhofar sicherer und er hatte dort die grössere Freiheit vor den Briten.

Schliesslich versuchte er, die Neuerungen des 20. Jahrhunderts von Oman fernzuhalten. Dazu gehörte das Verbot Hosen oder Schuhe zu tragen, zu rauchen, Sonnenbrillen zu tragen und ein Radio zu besitzen. Bücher und Medizin durften nicht nach Oman importiert werden. Die Kindersterblichkeitsrate lag bei 75%. Es gab im ganzen Land nur eine einzige Teerstrasse, ein Spital und drei Primarschulen, keine Presse und eine Analphabetenrate von über 90%.

Said bin Taimurs Herrschaft zeigte ohne Zweifel Züge von Verfolgungswahn und Sadismus. Nach einem fehlgeschlagenen Attentat auf ihn zog er sich 1966 in einen besonders abgeschlossenen Teil seines Palastes in Salalah zurück; nur noch seine vier Kammerdiener bekamen ihn zu sehen.

Die Einnahmen aus der beginnenden Erdölförderung flossen in seine Taschen, ohne dass die Bevölkerung einen Nutzen davon hatte. Damit hatte er eine Entwicklung gegen sich selbst in Gang gesetzt; für die Briten wurde er untragbar. Im Juli 1970 führte dies zur Absetzung des Sultans durch seinen Sohn. Ein Offizier der omanischen Armee drang in den Palast ein und nahm den Sultan gefangen, wobei dieser sich leicht verletzte. Nach seiner Abdankung wurde er nach London ins Exil geflogen; seinen Sohn und Nachfolger hat er nicht mehr wiedergesehen, es bestand nur noch Briefkontakt. Zwei Jahre später verstarb Said bin Taimur.

 

SULTAN QABOOS

 

Sultan Qaboos bin Said AI Said wurde am 18.November 1940 als achter Nachkomme in der direkten Linie der AI bu Said Dynastie geboren. Mit 18 Jahren schickte ihn sein Vater zur Ausbildung nach England; dort besuchte er unter anderem auch die Royal Military Academy. 1964 kehrte er nach Oman

zurück. In Salalah studierte er in den folgenden Jahren islamisches Recht, sowie die Geschichte und Kultur Omans. Sein Vater erlaubte ihm aber nur spärliche Kontakte zur Aussenwelt. In Muscat war er bis anhin noch nie. Mit dem Palastcoup von 1970 änderte sich sein Leben stark. Ohne Regierungs- oder Managementerfahrung war er anfänglich zurückhaltend und unsicher. Zu seiner Unterstützung kam sein Onkel Tarik bin Taimur aus dem Exil zurück und wurde Premierminister. Tarik akzeptierte Qaboos als neuen Sultan und stärkte damit seine Legitimation als Nachfolger von Said bin Taimur und sein

Ansehen in der arabischen Welt. Qaboos reiste nach Muscat und präsentierte sich dem begeisterten Volk als neuer Sultan von Oman und führte auch gleich eine neue Flagge ein. Dies als Zeichen der Einheit von Muscat, Oman und Dhofar. Zudem hob er alle repressiven Massnahmen, die sein Vater engeführt hatte, auf und kündigte Reformen und wirtschaftliche Entwicklung an.

Qaboos wandte sich auch an alle Exil-Omanis und forderte sie zur Rückkehr auf, um beim Aufbau des Landes mitzuhelfen. Ebenso bemühte er sich von Beginn an um gute Beziehungen zu den anderen arabischen Ländern.

 

Sultan Qaboos

 

 

Sultan Qaboos übernahm auch das Amt des Finanz-, Verteidigungs- und Innenministers. Viele der Berater seines Vaters wurden ausgetauscht und neue, zum Teil zweifelhafte Personen, erhielten Einfluss. Die eigentlichen Verwaltungsaufgaben wurden weiterhin von englischen Beratern wahrgenommen.

Nach einer nicht gerade glücklichen Zusammenarbeit mit Qaboos gab Tarik 1972 seinen Posten als Ministerpräsident auf.

 

Erst in der Praxis lernte Qaboos mit der Macht umzugehen, Sachen und Personen richtig einschätzen zu können. Seine Prioritäten waren aber von Anfang an klar: Bildungsmöglichkeiten für sein Volk zu schaffen, ein Gesundheitssystem aufzubauen und dem Land eine Infrastruktur zu geben.

 

Doch am wichtigsten war ihm zuerst die Vereinigung des Landes. Qaboos kümmerte sich darum, dass Massnahmen ergriffen wurden; Kosten waren dabei kein Hindernis, das Geld aus dem Ölgeschäft sollte schon reichen.

 

 

2. DHOFARKRIEG

 

Die südliche Region Dhofar ist durch grosse Berg- und Wüstengebiete vom nördlichen vom nördlichen Oman getrennt. Erst gegen 1870 wurde eine dauerhafte Unterwerfung dieses Aussengebietes unter die Herrschaft Omans erreicht. Dhofar wurde wie eine Kolonie behandelt und hohe Steuern wurden erhoben.

In den 60er Jahren führte dies zur Gründung der Dhofar Liberation Front (DLF). Sultan Saids fehlender Rückhalt in der Bevölkerung, seine Abhängigkeit von den Briten und seine repressive Herrschaft forderten seine Gegner heraus.

Als sich Jemen 1967 von der britischen Kolonialherrschaft befreite und zunehmends unter kommunistischen Einfluss geriet, gewannen auch in der DLF die kommunistisch orientierten Kräfte die Oberhand. Die Organisation wurde deshalb 1968 umbenannt in 'Volksfront zur Befreiung Omans und des Arabischen Golfes' (PFLOAG). Ihr Hauptquartier lag kurz hinter der Grenze zu Südjemen. Viele Dhofaris schlossen sich den Guerilla-Einheiten der PFLOAG an, die nun auch von der Sowjetunion, China und Irak unterstützt wurden. Anfang 1970 hatte die PFLOAG die Berge und weite Teile der Küste Dhofars unter ihrer Kontrolle, Salalah war isoliert.

Die britischen Berater erkannten, dass unter Sultan Said der Krieg gegen die PFLOAG nicht gewonnen werden konnte. Gemeinsam mit liberalen Kräften um Qaboos gelang ihnen die Palastrevolution. Sultan Qaboos verkündete  sogleich eine Amnestie für alle Omanis auf Seiten der PFLOAG und versprach das Land zu öffnen und seine Entwicklung voranzutreiben.

Qaboos erschien den Dhofaris unter anderem deshalb als glaubwürdig, weil  seine Mutter aus Dhofar stammte und er selbst dort aufgewachsen war und  auch die Jahre vor dem Putsch hier gelebt hatte. Er galt geistig und ethnisch als einer der ihren. Bereits kurze Zeit darauf wechselten die ersten Kämpfer  die Seite.

Mit dem Machtwechsel hat der Konflikt einen neuen Inhalt bekommen,  nämlich den Schutz Omans vor kommunistischer Vereinnahmung.  Internationale Hilfe liess sich so leichter finden. Britische Spezialeinheiten unterstützten die omanische Armee und Jordanien sandte Militärberater nach  Oman; aber erst die 4000 Mann starke Elitetruppe, die der Schah von Persien entsandte, ermöglichte es dem Sultan, die Guerillakämpfer hinter die südjemenitische Grenze zurückzudrängen.

Im Dezember 1975 erklärte man den Krieg als gewonnen und ein Waffenstillstand wurde daraufhin ausgehandelt. Erst 1982 kam es mit einem Versöhnungsvertrag zum endgültigen Frieden mit Südjemen.

Mit dem 1975 erreichten Frieden konnte endlich der Aufbau des Landes im Süden beginnen. Mit dem zivilen Hilfsprogramm wurde Dhofar bevorzugt behandelt; dies bestand in erster Linie  in der Verteilung von materiellen Zuwendungen an die dhofarischen Bergbewohner und Beduinen. Überall wurden Regierungszentren gebaut, die eine Schule, Krankenstation, Moschee, Laden, Süsswasserbrunnen und eine Armee- oder Milizeinheit umfassten.

Zudem wurden grosse Infrastrukturprojekte in Angriff genommen: der Aufbau eines Strassennetzes, der Ausbau des Seehafens Raysut und des Flughafens in Salalah. Bis 1980 floss mehr als ein Viertel der gesamten Entwicklungsgelder in die Region Dhofar, obwohl diese nur 10% der Bevölkerung ausmacht.

 

 

3. STAATSORGANISATION UND POLITIK

 

Nicht nur die südliche Region musste besonders integriert werden in den neuen Staat, sondern auch diejenigen Gebiete des Nordens, welche bis 1970 abgelegen und eigenständig waren. Was das Land zusammenhielt, waren die Armee, die Provinzgouverneure und Stammesscheiche und die Aktivitäten des neuen Sultans, wie In&astrukturprojekte, neue Kommunikationsmittel und die Aulhebung von Restriktionen.

Damit ging den Regionen ein Teil ihrer Individualität verloren und die Rolle der Stämme wurde geschwächt. Durch die Beteiligung der Stammesfürsten an der Regierung gelang es Qaboos Streitigkeiten zu unterbinden.

Um einen modernen Nationalstaat aufzubauen, war man auf die Einnahmen aus den bereits bekannten Erdölvorkommen angewiesen. Gemeinsam mit der UNO begann man Entwicklungspläne auszuarbeiten.

Das Ausbildungsniveau in Oman war extrem niedrig; die Gebildeten hatten schon lange vorher das Land verlassen. Der Appell des Sultans an alle Exil-Omanis zurückzukehren und beim Aurbau des Landes mitzuhelfen zeigte Wirkung und viele kehrten zurück.

Der Bedarf an Arbeitskräften und Experten konnte damit aber nicht gedeckt werden und so wurden viele ausländische Fachkräfte engagiert. Die Briten hatten dabei traditionsgemäss den stärksten Einfluss.

 

STAATSIDEE

 

Der Sultan gilt innerhalb des alten arabischen Herrschaftssystems als Vater des Volkes. Er ist oberster Richter und gütiger Ratgeber zugleich. Ein derartiges System kann nur dann zur Zufriedenheit aller funktionieren, wenn der Herrscher gebildet und gut informiert ist.

In einer Autokratie liegt die Macht in den Händen derer, die Zugang zum Herrscher haben. Dessen ist sich auch der Sultan bewusst, der Bindungen und Abhängigkeiten von Personen und Institutionen richtig einschätzen muss; dies vor allem in den Bereichen, wo viel Geld ausgegeben werden soll.

Gerade  anfangs der 70er Jahre herrschte eine Mixtur von Ordnung und Durcheinander in vielen Bereichen vor, bei Planung, Bauvorhaben und Experten; dies galt es in den folgenden Jahren zu bereinigen.

Mit der Ernennung des Geschäftsmannes Qais Zawawi zum Aussenminister im Jahre 1973 tauchte ein Problem auf, das seither immer präsent blieb, nämlich die Vermischung von privaten geschäftlichen Interessen mit einem Regierungsamt. Sultan Qaboos erliess deshalb ein Dekret, welches den Regierungsbeamten verbot, Geschäfte zu besitzen, ausser sie hatten diese bereits vor ihrem Amtsantritt. Ebenso wurde verboten, dass jemand aufgrund seines Regierungsamtes Einfluss auf wirtschaftliche Geschäfte nimmt oder als Mittelsmann agiert. Nur mit schriftlicher Zustimmung des Sultans darf ein Unternehmen, woran ein Regierungsbeamter beteiligt ist, Geschäfte mit dem Staat machen. Die tatsächliche Umsetzung dieses Dekrets liess aber oft zu wünschen übrig.

 

STAATSORGANISATION

 

Juristische Grundlage des Staates ist die Schari'a der Ibaditen. Die innere Organisation des Staates ist recht einfach geblieben. Der Sultan ernennt einen Gouverneur (Wali) für jeden der 59 Regierungsbezirke (Wilayat). Die meisten Gouverneure sind angesehene Stammesscheiche. Jedem von ihnen steht ein Richter (Qadi) zur Seite. Er hat in juristischen und administrativen Fragen seines Verwaltungsbezirks eine grosse Entscheidungsbefugnis. Bei wichtigen Angelegenheiten dienen sie als Mittler zwischen dem Innenministerium und den Stammesoberhäuptem. Wenn es um die Schlichtung von Streitfällen geht, kommt auch dem Wali eine grosse Bedeutung zu. Letzte Berufungsinstanz in Rechtsfällen ist der Sultan.

Sultan Qaboos bin Said AI Said ist das Staatsoberhaupt des Oman. Alle Gesetze werden von ihm persönlich in Form von königlichen Erlassen verabschiedet. Der Sultan hat die oberste exekutive, legislative und judikative Gewalt inne. Von seinem Volk wird er als weiser Landesvater gesehen. Er selbst sieht seine Position durch Tradition und Erbe legitimiert, ist sich aber auch bewusst, dass es wichtig ist Machtbefugnisse weiterzugeben und einen demokratischen Input zu erhalten. Dies geschieht auf drei Arten:

 

-         das staatliche Verwaltungssystem besteht aus dem Diwan des königlichen Hofes und dem Kabinett der Minister, welches mittlerweile 25 Minister umfasst. Diese stammen entweder aus aristokratischen Familien mit guten Beziehungen zur Herrscherfamilie oder es sind Technokraten, die in den USA oder England ausgebildet wurden. Dazu kommen noch Fachausschüsse, die Vorgaben und Richtlinien für die Ministerien erstellen.

-         Sultan Qaboos sucht den Kontakt zu seinem Volk. Er institutionalisierte die alljährlich stattfindende 'Meet the people'-Tour. Während einem Monat fährt er, begleitet von Mimstern, durchs Land und empfängt zur Audienz, was natürlich vom Fernsehen übertragen wird. Es geht darum, dass der Sultan erfährt, was das Volk denkt und welche Probleme es beschäftigt. Diese Tour erfüllt vor allem die symbolisch wichtige Funktion, dass der Sultan von seinem Volk gesehen werden kann.

-         Im November 1981 wurde der 'Konsultative Staatsrat' geschaffen, um der     Regierung ein Feedback der Bevölkerung über die Entwicklung des Landes zu geben. Seine 55 vom Sultan ernannten Mitglieder stammen entweder aus der Regierung oder sind Stammeschefs oder angesehene Familienoberhäupter der Grossfamilien der Städte. Hier ging es um den Meinungsaustausch zwischen den Regionen und den Regierungsstellen, um Regierungsentscheidungen möglichst im Konsens mit der Bevölkerung treffen zu können.

 

1991 wurde der Konsultative Staatsrat durch die 'Majiis Ash'Shura' abgelöst. Auch sie hat die Funktion eines beratenden Staatsrates, jedoch ohne Regierungsvertreter.

Jedes der 59 Wilayate wählt drei Kandidaten für das Amt des Regierungsvertreters aus, wovon dann einer gewählt und durch ein königliches Dekret bestätigt wird. Eine Periode der Mitgliedschaft im Rat dauert drei Jahre; sie kann aber verlängert werden. In den vom Fernsehen übertragenen Versammlungen geniesst jeder uneingeschränkte Redefreiheit.

1994 wurde die Anzahl der Mitglieder von 59 auf 80 erhöht, Frauen erhielten das aktive und passive Wahlrecht. Zwei Frauen wurden daraufhin in die Majlis Ash'Shura gewählt. Dieser Demokratisierungsprozess soll in Zukunft durch eine schrittweise Erhöhung der Kandidatenzahl weitergeführt werden.

 

AUSSENPOLITIK

 

Bis 1970 existierten keine nennenswerten Kontakte zum Ausland. Sultan Qaboos stand bei seinem Amtsantritt vor der Aufgabe, sein Land international bekannt zu machen. Dazu musste erst ein dichtes Netz diplomatischer Vertretungen im Ausland geschaffen werden und aussenpolitische Richtlinien erstellt werden.

Zu den Grundsätzen von Sultan Qaboos gehören gute nachbarschaftliche Beziehungen, die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten, gegenseitige Achtung, Anerkennung internationaler Gesetze, friedliche Koexistenz und gute Zusammenarbeit mit benachbarten Staaten. Auch zu den westlichen Industriestaaten unterhält Oman intensive Beziehungen. Besonders mit Grossbritannien besteht aufgrund historischer und auch persönlicher Beziehungen eine starke Verbindung.

Bereits 1971 trat Oman der Arabischen Liga, den Vereinten Nationen,  dem IWF und der WHO bei. 1972 folgte der Beitritt zur UNESCO - der Weltorganisation für Erziehung, Kultur und Wissenschaft - und zu Interpol.

Ein wichtiger politischer Schritt war 1973 der Beitritt zur Organisation der Blockfreien Staaten.

1981 war Oman bei der Gründung des 'Golf-Kooperationsrates' (GCC) dabei. Gemeinsam mit Saudi-Arabien, den Vereinten Arabischen Emiraten, Kuwait, Qatar und Bahrain wurde eine enge Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene angestrebt.

Sicherheitsüberlegungen waren immer ein wichtiger Aspekt omanischer Aussenpolitik. 1994 wurde Oman zum Mitglied des UNO-Sicherheitsrates gewählt.

Obwohl ein Grossteil der Staatseinnahmen aus der Erdölförderung stammt, verzichtet Oman auf eine Mitgliedschaft bei der OPEC.

Was die Entwicklung der Politik in der arabischen Welt anbelangt, so hat Oman drei mögliche Vorteile: erstens die Beständigkeit und Klarheit der Politik von Sultan Qaboos während seiner Herrschaft, zweitens seine unabhängige politische Linie, die er verfolgt und drittens die relative Entlegenheit Omans von den regionalen politischen Brennpunkten.

Um die für die Öltransporte so wichtige Strasse von Hormuz zu schützen, waren die Erdölförder- und abnehmerländer an stabilen politischen Verhältnissen in Oman interessiert. Oman wurde als Wächter am Golf auserkoren.

Auch während der Golfkrise 1991 setzte sich Sultan Qaboos für eine friedliche Lösung ein und unterstützte die alliierten Streitkräfte.

1994 wurde mit Jemen eine Vereinbarung über die gemeinsame Grenze abgeschlossen und 1995 konnten auch Unklarheiten über den Grenzverlauf mit Saudi-Arabien in einem Vertrag geklärt werden.

 

 

 

V.  DAS ERDÖL UND DER AUFBAU DES LANDES

 

l. HISTORISCHE ENTWICKLUNG

 

Sultan Qaboos hat früh verstanden, dass die Erdölvorkommen eine  Grundvoraussetzung für die Entwicklung Omans sind. Deshalb wollte er die   Kontrolle darüber auch nicht aus der Hand geben. Sein Ölminister Said bin  Ahmed AI Shanfari, seit 1974 im Amt, ist ein Vertrauter des Sultans aus dessen Zeit in Salalah.  Oman ist nie der OPEC beigetreten. Sultan Qaboos wollte damit die vollständige Handlungsfähigkeit in seiner Oelpolitik bewahren, da diese von existentieller Bedeutung für sein Land ist. Jedoch zeigte er oft Solidarität mit der OPEC und deren Ölpolitik.

Der älteste und grösste Erdölkonzessionär ist die Petroleum Development Oman (PDO), die bereits 1937 eine Lizenz erhielt. Hauptaktionär war bis 1974 Shell.

Erste Funde wurden in den 50er Jahren gemacht. Ein ehrgeiziges   Explorationsprogramm zeigte 1964 Erfolg, so dass 1967 mit kommerzieller   Erdölförderung begonnen werden konnte.

1974 wurde der omanische Staat mit dem Erwerb von 60% der Aktien neuer   Hauptaktionär der PDO. Shell behielt - noch immer als einziger Operateur im Land - 34% der Aktien, Total 4%, Partex 2%.

Als 1977 ein Rückgang der Erdölförderung drohte, wurden wirtschaftliche Anreize geboten, um die Exploration auf weitere Gebiete auszudehnen. Die wichtigsten Fördergebiete liegen im Gebiet um Fahud, wo die ersten Ölvorkommen gefunden wurden und im Gebiet bei Ghaba im Inneroman, sowie bei Marmul im Süden des Landes und Lekhwair nahe der saudischen Grenze.

Die gesamte Menge des geförderten Erdöls wird von den Feldern im Landesinneren und im Südoman über tausende von Kilometern quer durch das Land gepumpt zum Hafen Mina al-Pahal nahe der Hauptstadt. Mina al-Fahal entwickelte sich zum Exporthafen für das gesamte omanische Erdöl. Dieser riesige technische Aufwand ist immer noch kostengünstiger als die Errichtung eines zweiten Ölhafens im Süden des Landes. Da es dort keine sicheren, ausbaufähigen Naturhäfen gibt, müsste mit grossem Aufwand ein künstlicher Hafen geschaffen werden.

In Mina al-Fahal wurde 1982 auch die einzige Raffinerie des Landes errichtet. Ihre Produkte sind für den heimischen Markt bestimmt, in den Export gelangt einzig Rohöl.

 

Die Monopolstellung der PDO ist in den letzten Jahren durch die Vergabe von weiteren Förderlizenzen - auch in Dhofar und off-shore - etwas geschwächt worden. Wichtigste Konzessionäre sind Elf Aquitaine Oman, Occidental of Oman, Japex Oman und Amoco.

1993 wurde aber immer noch über 90% der Gesamtfördermenge von der PDO exportiert. Es werden 800'000 Barrel Oel (lBarrel=159Liter) pro Tag gefördert, (zum Vergleich: Kuwait 1,8 Mio Barrel, Saudi Arabien über 8 Mio Barrel), Hauptabnehmer sind Japan (über 40%) und Südkorea (über 30%) und auch der Rest fliesst fast ausnahmslos in asiatische Länder.

 

Erdöl ist mit einem Anteil von annähernd 90% das wichtigste Exportprodukt Omans und auch die bedeutendste Einnahmequelle des Landes mit einem Anteil von 80% an den Gesamteinnahmen.

Dies bedeutet auch eine starke Abhängigkeit von den internationalen Ölpreisen. Der hohe Ölpreis von 1973/74 war besonders glücklich für Oman, weil damit der anfängliche Aufbau der Infrastruktur finanziert werden konnte. Das Hoch von 1979/80 ermöglichte einen zweiten Finanzierungsschub und neue Investitionen, welche für das Land nötig waren.

Negative Folgen zeigten sich Mitte der 80er Jahre, als der Oelpreis von $30 auf weniger als $10 pro Barrel fiel. Der omanische Rial wurde daraufhin um 10% abgewertet. Glücklicherweise war zu dieser Zeit die kostenspielige Anfangsphase des Aulbaus bereits beendet.

 

 

2.  DER AUFBAU DES LANDES

 

2.1. STAAT UND ÖLWIRTSCHAFT

 

Die folgenden Überlegungen basieren auf Bierschenks Studie zu Oman aus dem Jahre 1984 und beleuchten den Zusammenhang zwischen dem Entstehen des omanischen Staates und der Oelwirtschaft des Landes.

Der omanische Staat ist ein direktes Kind der Erdölindustrie. Als Eigentümer aller Bodenschätze lässt sich der Staat die Ausbeutung dieser bezahlen und dominiert selbst diesen Wirtschaftssektor und damit auch die Volkswirtschaft.

 

Bierschenks zentrales Argument ist, dass der Erdölsektor dem Entwicklungsprozess des Landes strukturelle Zwänge (constraints) auferlegt, welche den  sozioökonomischen  Prozess  kanalisieren  und  dem Handlungsspielraum der Politik Grenzen setzen. Deshalb stellt sich auch nicht einfach die Frage der 'richtigen' Politik und deren Ausführung.

Das Produkt Erdöl ist in erster Linie für den Weltmarkt bestimmt und somit auch von diesem abhängig. Die Erdölindustrie hat kaum Verbindungen zu anderen Sektoren der Volkswirtschaft, die spill-over-Effekte  und Entwicklungsimpulse ermöglichen würden, und übernimmt daher nicht die Rolle eines industriellen Leitsektors. Erst über den Zentralstaat ist die Erdölwirtschaft an die gesamtgesellschaftliche Produktion angekuppelt.

Ökonomische Entwicklungsimpulse können daher nur mittels Verausgabung der Öleinkünfte durch den Staat auf indirekte Weise erreicht werden Die Hauptfunktion des Staates besteht nun darin, diese Strukturen der Erdölwirtschaft weiterhin zu gewährleisten; um dies tun zu können ist der Staat zuallererst auf Selbsterhaltung bedacht, da bis 1980 über 90% der Regierungseinnahmen aus dem Ölsektor stammen.

Der grösste Teil der Staatsausgaben wird für die 'nationale Sicherheit' verwendet. Dieser Bereich machte von 1970 bis 1980 immer zwischen 40 und 50% des Budgets aus. Offiziell wurde dies mit dem Bürgerkrieg in Dhofar begründet. Doch auch nach dessen Beendigung konnte keine Abnahme festgestellt werden.

 

Um einem möglichen Unruhepotential vorzubeugen, war die Regierung von Anfang an bemüht, möglichst viele Leute aus allen Landesteilen in der Verwaltung, in der Polizei und im Militär zu beteiligen.

Polizei und Militär stellen nicht nur einen Gewaltapparat dar, um die staatliche Herrschaft abzusichern, sondern erfüllen auch die Funktion der teilweisen Umverteilung der Öleinnahmen an die omanische Gesellschaft.

Die staatliche Bürokratie ist auch der grösste Arbeitgeber im Land. Ein Drittel der Bevölkerung ist mehr oder weniger direkt für seinen Lebensunterhalt von staatlicher  Beschäftigung  abhängig.  Dies  fördert  auch die  gesamtgesellschaftliche Loyalität zum Staatsapparat.

Ein tatsächlicher Einsatz von Polizei und Armee ist hingegen unnötig. Die Aufblähung der staatlichen Bürokratie dient also dazu die bestehende politische Herrschaft anzuerkennen, indem man das Geld im Lande zirkulieren lässt.

Wegen des fehlenden Drucks zur Kostenminimiemng wird der aufgeblähte Staatsapparat zur Dauererscheinung.  Bierschenk spricht in  diesem Zusammenhang von einer sehr niedrigen Produktivität der Staatsangestellten.

Nebst dieser direkten Umverteilung der Öleinnahmen in private Hand bemüht sich der Staat auch indirekt darum Ölgelder zu 'verzehren'. Bierschenk spricht sogar von einem Absorptionsproblem der Regierung bezüglich der Öleinkünfte, da die budgetierten Investitionen tatsächlich bei weitem nicht ausgeschöpft wurden, (1979 betrug dieser Anteil 58%).

Aufgrund der Warenform des Produktes Erdöl ist es notwendig die Ölgelder für Importe vom Weltmarkt zu verwenden. Beispielsweise bei der Bezahlung von Militärausrüstung oder bei grossen Bauprojekten findet eine solche Rezirkulation der Öleinnahmen in den Weltmarkt statt.

 

2.2. INFRASTRUKTUR

 

Infrastrukturprojekte und der Import von privaten Konsumgütern sind als komplementär anzusehen. Mit dem Ausbau der Infrastruktur (z.B. Strassen) werden erst Importe (z.B. Autos) ermöglicht, und damit wird auch erreicht, dass die Öleinnahmen wieder in den Weltmarkt abfliessen. Zudem dient der Ausbau der Infrastruktur auch als Grundlage um die industrielle Entwicklung anzukurbeln. Infrastrukturprojekte können als Gesamtpakete im Ausland gekauft werden, inklusive der benötigten Fachkräfte.  Auch dies dient der direkten Rezirkulation der Ölgelder in den Weltmarkt.

Obwohl die Öleinnahmen von 1971-75 auf mehr als das Siebenfache anstiegen, führte die unkontrollierte Ausgabenpolitik zu Defiziten im Staatshaushalt. Somit mussten die Regierungsausgaben begrenzt werden und auch die Importe stagnierten von 1975-77.

Mit dem hohen Ölpreis von 1980 erhöhten sich die Regierungsausgaben wieder und auch die Importe nahmen wieder zu.

Es besteht eine direkte Abhängigkeit der Importe von der Entwicklung der Staatsausgaben, die ihrerseits von den Einnahmen der Erdölförderung abhängig sind (und nicht etwa von einer produktiven einheimischen Wirtschaft). Die Abwesenheit lokaler Produktionskapazität führt also zu erhöhten Importen von Kapital- und Konsumgütern sowie Arbeitskräften.

Es bildete sich in den 70er Jahren rasch ein kommerzieller Sektor, der die Funktion der Rezirkulation der Öleinkünfte in den Weltmarkt übernahm. Um den Handel herum entstanden mehrere Wirtschaftssektoren, die eng miteinander verbunden sind: Bau- und Finanzsektor, Import- und Binnenhandel. Damit geht eine grosse Anzahl ausländischer Arbeitskräfte einher, von denen über 90% aus Indien, Pakistan, Sri Lanka und Bangladesh stammen. Auch mit den Geldüberweisungen der Gastarbeiter in ihre Heimatländer erfolgt ein Recycling der Öleinnahmen in den Weltmarkt.

 

Bierschenk vertritt die Meinung, dass Entwicklungsimpulse zur Verbesserung der Lebenssituation, (im Bildungs- und Gesundheitswesen beispielsweise oder beim Aufbau der Infrastruktur), als solche selbst nicht oder nur in geringem Ausmass intendiert waren. Alle Massnahmen dienen Bierschenks Ansicht nach einerseits dazu, die Loyalität der Bevölkerung der staatlichen Herrschaft gegenüber zu sichern und andererseits dazu die Ölgelder zu verzehren und in den Weltmarkt zurückfliessen zu lassen.

Dieser Meinung schliesse ich mich so nicht an. Schon die Antrittsrede von Sultan Qaboos zu seiner Machtübernahme im Juli 1970 lässt darauf schliessen, dass die Entwicklung des Landes und der Bevölkerung durchaus beabsichtigt waren, obwohl die Einheit des Landes und die Sicherung der Machtstrukturen in den ersten Jahren sicher Priorität genossen. Da mit der Entwicklung des Landes beides gefördert wird, kann die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung auch nicht einfach als unintendiertes Nebenprodukt abgetan werden.

Angesichts der Tatsache, dass Oman um 1970, was Verkehrswege und Kommunikationsmittel anbelangt, zu den rückständigsten Ländern der Erde gehörte, war es schlichtweg notwendig eine Infrastruktur aufzubauen. Bierschenk legt hierbei meiner Meinung nach zuviel Gewicht auf den Zwang zur Rezirkulation der Oelgelder in den Weltmarkt. Da die Ölgelder einen grossangelegten Aufbau der Infrastruktur ermöglicht, man aber selbst zu dessen Ausführung nicht in der Lage ist, holt man sich die dazu benötigte Technik und das Know-How logischerweise aus dem Ausland. Diese Abhängigkeit vom Ausland wurde aber mit der Zeit reduziert. Die Anzahl und die Grösse der Projekte sind nach oben hin von den zur Verfügung stehenden Geldern begrenzt, nach unten hin besteht kein bestimmter Geldbetrag, der ausgegeben werden muss, einfach weil das Geld aus der Ölförderung vorhanden ist. Was besteht, ist die Notwendigkeit der Errichtung einer Infrastruktur, weil diese bis 1970 praktisch nicht vorhanden war.

Zunächst galt es, den Strassenbau sowie den Ausbau von Flug- und Seehäfen voranzutreiben und ein Telephonnetz aufzubauen. Oman verfügte 1970 nur über 10 Kilometer asphaltierte Strasse. Haupttransportmittel waren Kamelkarawanen und Küstenschiffahrt. Heute existiert ein Strassennetz mit über 5000 Kilometer Asphaltstrassen und 12000 Kilometer Pisten. Höhepunkt war 1980 der Bau einer 1000 Kilometer langen Femstrasse vom Norden des Landes ins südliche Dhofar.

 

Viele  solcher Entwicklungsprojekte basierten auch auf politischen Überlegungen, was die Vergabe von Bauprojekten anbelangt, und haben zugleich eine  Prestigefunktion für die  lokale Bevölkerung.  Neue Beschäftigungsmöglichkeiten werden geschaffen und der Lebensstandard steigt. Bei dieser rasanten Entwicklung unterliefen im Detail auch manche Fehlentscheidungen. Deshalb wurden Kontrollinstanzen wie die Zentralbank oder der Entwicklungsrat eingerichtet.

 

Die grossen Infrastrukturprojekte wurden, ohne Kosten zu scheuen, in relativ kurzer Zeit durchgeführt. 1972 wurde der Seeb International Airport in der Nähe von Muscat eröffnet und 1974 der erste Seehafen, Mina Qaboos, bei Matrah fertiggestellt. 1978 folgte derjenige von Raysut in Dhofar und 1982 der Oelhafen Mina al-Fahal.

Der deutsche Siemens-Konzern errichtete eines der modernsten Telephonnetze mit über 100’000 Anschlüssen im ganzen Land. Das Postwesen sowie Radio und Fernsehen wurden landesweit ausgebaut; lokale Elektrizitätswerke, sog. power stations, wurden errichtet.

Von 1976-88 wurden zirka 2.5 Mia omanische Rial für den Ausbau der Infrastruktur aufgewendet:  für den Strassenbau (20%), Elektrizität und Wasser (16%), Bildung (9,5%), Stadtplanung und Gemeinden (7%), Post- und Kommunikationswesen (6,5%), Gesundheit (6%), Häuserbau (6%), Flug- und Seehäfen (4%), Landwirtschaft und Fischerei (3%).

 

Das kostenlose Bildungswesen ist ein weiterer Aspekt heutiger Politik. 1970  gab es im ganzen Land nur drei Koranschulen mit weniger als 1000 Schülern. Das Verlangen nach Wissen war gross und schon nach wenigen Jahren gab es  annähernd 200 Schulen mit 50'000 Schülern. Da nur wenige omanische Lehrkräfte zur Verfügung standen, wurden viele LehrerInnen (vor allem aus Ägypten) angeworben. Heute gibt es etwa 950 Schulen mit 500'000 Schülern. Die Hälfte der Schüler sind Mädchen. Oft werden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Die Schulen sind über das ganze Land verteilt und 90% der Jungen und Mädchen besuchen die Grundschule.

Das omanische Schulsystem, welches sich am britischen System orientiert, ist in Grund-, Mittel- und Oberstufe eingeteilt. Zudem gibt es Koranschulen und weiterführende Fachschulen, beispielsweise in den Bereichen Technik, Verwaltung und Lehrerfortbildung.

1986 wurde die Sultan-Qaboos-Universität eröffnet, welche mittlerweile mehr als 3500 Studierende ausbildet. 1990 verliessen die ersten Absolventen die Hochschule. An der Verbesserung der Qualität der Studiengänge im internationalen Vergleich wird gearbeitet.

Da die Volkswirtschaft Omans vom Staat und vom kommerziellen Sektor dominiert wird, findet ein Grossteil der Schulabgänger eine Beschäftigung in der staatlichen Bürokratie.

Parallel zum normalen Erziehungssystem verläuft die Erwachsenenbildung mit 250 Erwachsenen- und 175 Alphabetisierungszentren. Besonders ältere Leute profitieren von der Gelegenheit, lesen und schreiben zu lernen.

Der Ausbau des Bildungswesens macht sich bezahlt, denn mit der Zeit können die ausländischen Fachkräfte durch Omanis ersetzt werden.

 

Ebenso konsequent wie das Erziehungswesen wurde das Gesundheitswesen ausgebaut. 1970 gab es in ganz Oman lediglich ein kleines Krankenhaus. Oman hatte  die  weltweit  höchste  Kindersterblichkeitsrate bei  Säuglingen, Tuberkulose und Malaria waren weit verbreitet.

Heute gibt es über 50 Spitäler, 120 landesweit verteilte staatliche Gesundheitszentren und mobile Einheiten für die abgelegenen Dörfer. Die medizinische Betreuung erreicht heute über 90% der Bevölkerung. Für omanische Staatsbürger sind alle Leistungen des Gesundheitssystems kostenlos. Es lässt sich aber ein Qualitätsgefälle zwischen Hauptstadtregion und Hinterland feststellen.

 

Das nationale Gesundheitsprogramm (NHP), welches von den regionalen Gesundheitszentren  umgesetzt  wurde,  zeigte  bald  Erfolg.  Die Kindersterblichkeit ging stark zurück, die Lebenserwartung stieg von 40 auf 70 Jahre. Massenimpfungen, unter anderem gegen Kinderlähmung, Tuberkulose und Tetanus, wurden durchgeführt und zeigten rasch Wirkung.

Wegen der Abgeschiedenheit Omans von der Moderne, bis 1970, war auch die Natur noch intakt. Um dies zu bewahren, erliess Oman bereits 1974 - als erster arabischer Staat - Umweltschutzgesetze. 1984 wurde ein Umweltschutzministerium eingerichtet. Industrie- und Infrastrukturprojekte benötigen seither eine Umweltverträglichkeitsbescheinigung des Umweltministeriums.

Es wurden zudem zahlreiche Naturschutzgebiete und Wildreservate eingerichtet. Das bekannteste dieser Projekte ist die erfolgreiche Aussetzung der weissen Oryx-Antilope in der zentralomanischen Wüste in den 80er Jahren. Das Oryx-Reservat wurde  1994 in die UNESCO-Liste der Weltkulturgüter aufgenommen.

Das Umweltministerium befasst sich auch mit Projekten zur Nutzung der Sonnenenergie und Grundwasser-sparenden Bewässerungsmethoden.

 

Die Erfolge in den obengenannten Bereichen stellen ein Schwerpunkt in der Propaganda der Regierung dar, wenn es darum geht, sich selbst und die Entwicklung des Landes darzustellen.

Der Autor geht mit Bierschenk einig, dass die staatlichen Ausgaben für die öffentliche Wohlfahrt eine essentiell systemstabilisierende Funktion haben. Dieses Ziel ist aber bis Mitte der 80er Jahre erreicht worden. Die staatliche Herrschaft ist gesichert und wird anerkannt; die Bevölkerung profitiert von den sozialen Einrichtungen, so dass diese heute ihren eigentlichen Zweck erfüllen.

 

DIE HAUPTSTADTREGION

 

Die Hauptstadtregion (Capital Area) dehnt sich heute von Seeb im Osten bis Bustan im Westen auf einer Länge von 50 Kilometern parallel zur Küste aus. Nachdem der Sultan 1970 Muscat als seinen neuen Herrschersitz auswählte, begann eine rege Bautätigkeit. Von Muscat aus dehnten sich Regierungsgebäude und Siedlungen immer weiter nach Osten aus.

 

Vor 1970 gab es nur ein paar Fischerdörfer und Oasen nebst den beiden Hafenstädten Matrah und Muscat. Aber bereits 1980 lebten über 200'000 Bewohner in der Region, zehnmal mehr als 1970. Dies ist vor allem auf die Zuwanderung vom Hinterland, die Rückkehr der Omanis aus Ostafrika, westliche Experten und arabische und asiatische Gastarbeiter zurückzuführen.

Heute leben mehr als 600'000 Menschen in der Hauptstadtregion und der nördlichen Batinah, etwa 60% der Gesamtbevölkerung des Landes.

 

 

aus: Grüter S.191

 

Mit dieser räumlichen Expansion setzte auch eine soziale Entmischung ein und eine Verteilung der Einwohner nach Nationalitäten und Einkommen.

Gewisse Wohnweisen und -standorte, die westlichen Prestigevorstellungen entstammen, gewannen an Bedeutung, Man begann deshalb damit das Bauland zu klassifizieren, um die Differenzierung des Stadtgebietes steuern zu können.

 

Dies führte zur Erschliessung von Neuland für höhere Einkommensschichten in Ruwi, Medinat Qaboos und schliesslich Qurm, das besonders reizvoll gelegen ist.

Für die einfachere Bevölkerung wurden Siedlungsgebiete in Hamriya, Wadi Adaj, Wadi Kabir und Ghala erschlossen.

 

 

aus: Scholz S.191

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die jeweiligen Einkommensschichten sowohl in ihrer Wohnweise als auch in ihrem Konsumverhalten näherstehen als Omanis oder Nicht-Omanis mit unterschiedlichen Einkommen unter ihresgleichen. Dies verdeutlicht, wie sehr sich die gesellschaftlichen Werte und Normen von ihrer traditionellen Basis entfernt haben.

                                                

2.3.TRANSFORMATION DER WIRTSCHAFT

 

HANDWERK

 

Vom traditionellen omanischen Handwerk ist heute nicht mehr viel erhalten, die traditionellen Gewerbe sind am Verschwinden. Mit dem Anstieg des allgemeinen Lohnniveaus und der Einfuhr billigerer ausländischer Produkte verlor das Handwerk seine Rentabilitätsgrundlage. Seit 1970 nimmt die Anzahl der Brunnenbauer, Färber, Töpfer oder Weber stetig ab. Die traditionelle Silberschmiedekunst wird fast nur noch durch den Tourismus erhalten. Die Regierung hat dieses Problem erkannt und versucht mit finanzieller Unterstützung die traditionellen Gewerbe am Leben zu erhalten.

Was sich aus eigener Kraft erhalten hat, ist die Goldschmiederei und die Herstellung der omanischen Krummdolche (Khanjar).

 

Moderne handwerkliche Berufe wie Automechaniker, Elektriker, Schreiner oder Schneider werden bislang selten von Omanis ausgeführt. Sie sind die Domäne der Gastarbeiter, die die notwendigen Qualifikationen aufweisen und zudem auch billiger arbeiten.

 

LANDWIRTSCHAFT

 

In den Oasen war die traditionelle Landwirtschaft hauptsächlich auf die Kultur von Datteln, Bananen, Limonen und verschiedenen Gemüsen ausgerichtet. Mit dem Anstieg des Lohnniveaus nach 1970 wurde auch die kommerzielle Landwirtschaft in den Oasen unrentabel. Mit den Lebensmittelimporten verlor die Dattel ihre Bedeutung als wichtigstes Nahrungsmittel. Viele Gärten und Oasenanlagen wurden nicht mehr gepflegt.

Neue, einträglichere Erwerbsmöglichkeiten in der Wirtschaft ergaben sich und eine Abwanderang der Arbeitskräfte setzte ein. Auch bei den Beduinen und Bergnomaden (Shawawi) ging die Tierhaltung zurück, angesichts der besseren Verdienstmöglichkeiten in anderen Wirtschaftsbereichen.

Diese Entwicklung war gar nicht im Sinne der Regierung, die versuchen wollte die agrarische Produktion auszuweiten. Neue staatliche Projekte und Hilfeleistungen zur Förderung von Ackerbau und Viehzucht wurden iniziiert.

Meist Leute mit ungenügendem Grundbesitz investierten in den Oasen ihr Lohneinkommen; zum Teil in Agrarland, um Dattelpalmen aufzuziehen für den Eigengebrauch. In der Peripherie der Siedlungen entstanden so viele brunnenbewässerte Gärten. Mit finanzieller Unterstützung wurden oft auch Aflaj-Bewässerungssysteme wieder in Stand gestellt.

Diese neu entstandene Subsistenzproduktion bleibt aber defizitär: zum einen müssen andere Nahrungsmittel wie Reis, Getreide oder Fleisch dazugekauft  werden  und  zum  anderen  ist  man  abhängig  von Produktionsmitteln wie Motorpumpen und Benzin. Die landwirtschaftliche Subsistenzproduktion macht somit nur Sinn, wenn zugleich ein Lohneinkommen aus anderer Quelle vorhanden ist.

Landwirtschaftliches Hauptanbaugebiet sind aber die Küstenebenen der Batinah, wo ausgedehnte Gärten angelegt und Früchte und Gemüse aller Art angepflanzt wurden.  Meist sind es kapitalkräftige Bewohner der Hauptstadtregion, die mit Gastarbeitern diese neuen Gärten betreiben.

Oman bleibt dennoch auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, um die Eigenversorgung gewährleisten zu können. Man hofft die Selbstversorgung von zur Zeit 50% in den kommenden Jahren deutlich steigern zu können.

 

FISCHEREI

 

Ein Grossteil der gefangenen Fische wurde vor 1970 von den Küstenbewohnern selbst verbraucht. Es existierte ein bescheidener Handel mit den Beduinen des Landesinnern. Dank der fischreichen Gewässer vor der omanischen Küste war die Fischerei immer ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Mit der aufkommenden Ölwirtschaft suchten viele Fischer dort eine Beschäftigung. Die Regierung verhinderte aber eine grosse Abwanderung:  mit finanzieller Hilfe konnte moderne Technik in der Fischerei eingesetzt werden, neue Aluminium- und Glasfaserboote und Aussenbordmotoren wurden angeschafft. 1985 war bereits die Hälfte aller traditionellen Boote  durch moderne ersetzt worden.

Es wurden neue Fischereihäfen gebaut, fischverarbeitende Betriebe angesiedelt, Kühllager errichtet und Transportmöglichkeiten geschaffen. Ein Viertel aller gefangenen Fische gelangt in den Export, die Hälfte davon in die benachbarten Golfländer. In den 80er Jahren erreichten Fischerei und Landwirtschaft einen Anteil von mehr als einem Drittel aller Nicht-Öl-Exporte Omans.

Obwohl überall neue Supermärkte entstehen, haben sich die traditionellen  Fischmärkte in den Küstensiedlungen gehalten.

 

INDUSTRIE

 

Im Zuge der Diversifizierung der Wirtschaft wurde auch die Industrialisierung gefördert. Der industrielle Sektor bleibt mit einem Anteil von 5% am Bruttoinlandprodukt relativ schwach entwickelt. Die Arbeitskräfte in der Industrie sind nur zu 20% Omanis.

1983 wurde das erste Industriegebiet in Rusayl in der Hauptstadtregion errichtet, weitere befinden sich im Bau oder in Planung. Investitionsanreize für lokale und ausländische Investoren werden geboten, vor allem in der verarbeitenden Industrie, der Petrochemie, im Tourismus und Handel.

Interessiert ist man an Projekten, welche lokale Rohstoffe verwenden, einheimische Arbeitskräfte beschäftigen und dazu beitragen, Importe zu ersetzen.

Oman besitzt im Hajar-Gebirge zudem abbauwürdige Vorkommen an Kupfer, Chrom und Kohle, sowie Erdgas.

 

Erst in den letzten Jahren öffnete sich Oman dem internationalen Tourismus. Negative Auswirkungen auf Natur und Mensch sollen vermieden werden. 'Qualitativ hochwertiger' Tourismus anstelle von billigem Massentourismus wird gefördert. Die touristische Infrastruktur (Hotels, Reiseführer, Transportmöglichkeiten, Reiseprogramme) wird weiter ausgebaut.

Anfang 1996 wurde das National Hospitality Institute eröffnet, um Omanis für die Hotelerie auszubilden. Die meisten ausländischen Gäste stammen aus den benachbarten Golfstaaten und in geringerem Masse aus Europa und Asien.

 

 

 

VI. TRANSFORMATION DER GESELLSCHAFT

 

l. STAAT UND GESELLSCHAFT

 

Grundlegende Funktion des Staates ist es, die Legitimität für die bestehende politische Ordnung zu gewährleisten. Bierschenk ist der Ansicht, dass der gesellschaftliche Zusammenhang in Oman erst mit der Sicherung der Loyalität der sozialen Gruppen geschaffen wird. Potentiell bedrohlichen sozialen Gruppen wird ein bestimmtes Mass an Loyalität abgekauft.

Nach Bierschenk hat der Staat zwei Hauptaufgaben, zum einen die Rezirkulation der Ölgelder auf dem Weltmarkt und zum andern die partielle Umverteilung der OOleinkiinfte an das gesellschaftliche Umfeld des Staates. Diese Umverteilung stellt die wesentliche soziale Integration der omanischen Gesellschaft dar.

Dazu werden Vertreter der strategisch wichtigen sozialen Gruppen in den Staatsapparat kooptiert, wo diese um die Kontrolle der Ölgelder untereinander konkurrieren. Die so im Staat repräsentierten sozialen Interessen stehen in einem fragilen Gleichgewicht. Dies fördert nicht nur den politischen Immobilismus, sondern beschränkt auch die Problemverarbeitungskapazität des Staates und die Chancen sozioökonomischer Entwicklung.

 

Das Patronageverhältnis des Staates zu den strategisch wichtigen Gruppen führt  innerhalb  dieser  Gruppen  selbst  zu  einer  Reproduktion  des Patronagesystems. Die im Staat zusammengefassten Vertreter stellen die herrschende Klasse dar, sie fungieren als Vermittler (Broker) zwischen dem politischen Zentrum und den klientären Netzen. Die Loyalität der Klientelgruppen wird dazu benutzt um über politische Aemter sich Ölgelder aneignen zu können.

In Oman werden drei strategische Gruppen unterschieden: die Kaufleute, die  Stammesgesellschaft und die Sansibaris. Die in den Staatsapparat kooptierten  Vertreter dieser Gruppen bilden zusammen mit dem Palast die politische Elite  des Landes. Die Übergänge zwischen den Gruppen sind fliessend.

 

1.1. DER PALAST

 

Die wichtigste Person ist der Sultan. Er erlässt Gesetze und Dekrete, er bestimmt über die Verwendung von Staatsausgaben. Der Diwan des  Königlichen Hofes verbraucht jährlich über 10% der Staatsausgaben.

Der Sultan umgibt sich mit einer kleinen Gruppe von Beratern, die entweder aus der königlichen Familie stammen oder Ausländer (der l. bis 3.Generation) sind. Ihr Einfluss gründet also auf guten Beziehungen zum Sultan und weniger auf der Vertretung einer bestimmten sozialen Gruppe.

Sie sind zuständig für gute Beziehungen zum Ausland und beraten den Sultan in inneren Angelegenheiten. Die Höflinge haben hohe Positionen als Minister, Staatssekretäre und Gouverneure oder bei Militär und Polizei inne.

Nebst ihrer offiziellen Position sind sie Sponsoren ausländischer Firmen, die wegen der Omanisierungspolitik der Regierung dazu gezwungen sind, einen omanischen Geschäftspartner aufzunehmen. Sie sind zudem an Banken und im Handels- und Bausektor beteiligt. Viele solcher Unternehmen arbeiten für die Regierung und erhalten Kooperationsgebühren wenn sie ein Regierungsprojekt ausführen.

Diese Vermengung von öffentlichen Ämtern mit privaten wirtschaftlichen Interessen, von denen nur wenige profitieren, wird von ausländischen Beobachtern und zum Teil auch von inländischer Seite her kritisiert. Bereits 1974 erliess der Sultan ein Dekret, welches den Regierungsoffiziellen verbot, ihren Einfluss für wirtschaftliche Zwecke zu nutzen oder als Broker zu fungieren. Ohne Erlaubnis des Sultans sollte auch kein Regierungsamt Geschäfte abwickeln mit Unternehmen, woran Regierungsangestellte beteiligt sind.

Dieses Dekret bewirkte aber keine grosse Verhaltensänderung in der Praxis. Die Höflinge benutzen ihre politischen Ämter dazu, um mit ihren Unternehmen privat Gewinn zu erzielen. Damit werden Korruption und Vetternwirtschaft gefördert. Was man auch als bürokratische Aneignungsweise oder systematische Korruption bezeichnen kann, ist in Oman die politische Form der Verteilung der Öleinkünfte um die strategisch wichtigen Gruppen zu integrieren.

 

1.2. DIE KAUFLEUTE

 

Die wichtigste strategische Gruppe ist die der Grosskaufleute. Mit dem Niedergang des omanischen Handelsimperiums Ende des 19.Jahrhunderts wurden auch die Omanis aus dem Aussenhandel verdrängt. Unter dem Schutz der Briten übernahmen Hindus und Khojas (muslimische Inder) das Geschäft, nur wenige Araber konnten sich halten.

Ihre Handelsunternehmungen waren international ausgerichtet; mit dem Aufschwung und Ölboom in Oman erkannten sie die sich bietenden kommerziellen Möglichkeiten. Nur sie verfügten über die nötigen Beziehungen und das Kapital dazu. Die gesamte Gruppe der Grosskaufleute wird auf etwa 30 Familien geschätzt, die geschäftlich eng miteinander verbunden sind; zudem bestehen zwischen den Familien auch Heiratsbeziehungen. Sie sind alle in der Hauptstadtregion konzentriert.

Verschiedene Investitionsgesetze verbieten es Ausländern ohne omanischen Geschäftspartner tätig zu werden oder omanische Unternehmen zu kaufen; dies dient der Kontrolle der Ausländer in der omanischen Wirtschaft. Es kommt somit oft zu Joint-Ventures mit ausländischen Partnern.

Die Unternehmen sind typischerweise in mehreren Sektoren engagiert – im Import-, Bau- und Finanzsektor – als Vertreter ausländischer Produkte, zum Beispiel Automarken, mit Beteiligungen an Banken und Baugesellschaften und im Immobilienmarkt.

Die Grosskaufleute haben eine internationale Perspektive, sie sind Teil einer Kaufmannsklasse, die im Arabischen Golf enge Beziehungen untereinander unterhält und die sich von anderen sozialen Gruppen abschottet.

Vertreter der traditionellen Stammesgesellschaft gehören nicht zur Kaufmannsklasse. Die Grosskaufleute unterhalten Patronagebeziehungen zur Stammesgesellschaft über ein Kundennetz von Einzelhändlern im Landesinnern.

Die Grosskaufleute bilden mit den Höflingen die Elite des Staates, welche den Fluss der Ölgelder weitgehend dominiert und vom Ökonomischen Aufschwung am meisten profitiert.

 

1.3. DIE STAMMESGESELLSCHAFT

 

Die zweite in den Staatsapparat kooptierte Gruppe ist die der Vertreter der inneromanischen Stammesgesellschaft; die zahlenmässig grösste Gruppe der omanischen Gesellschaft. Diese Vertreter konzentrieren sich im Ministerium für religiöse Angelegenheiten und im Innenministerium, welches für die Ernennung der Provinzgouverneure (Wali) zuständig ist. Das Amt des Wali verleiht Prestige,  ermöglicht aber keinen  direkten Aufstieg  in den Staatsapparat und keinen direkten Zugang zur politischen und wirtschaftlichen Elite des Staates.

Meist sind es Stammesscheiche, die zu Walis ernannt werden. Traditionelllerweise bezogen die Scheiche ihre politische Autorität von der Unterstützung durch ihren Stamm. Die Beziehung zum Stamm verlor aber mit der Entstehung des Zentralstaates an Bedeutung. Die Scheiche werden zu einem Glied in der Kette der Patronagebeziehungen in der Stammesgesellschaft. Sie werden zu Brokers, zu Vermittlern und Verteilern staatlicher Leistungen an ihren jeweiligen Stamm, beispielsweise durch die Vergabe von Infrastrukturprojekten, Arbeitsplätzen oder Direktsubventionen. Dadurch wird ihre Position dem Stamm gegenüber gestärkt. Die Funktion des Stammesscheiches wird dadurch zu einem Teil der zentralstaatlichen Struktur, ganz im Sinne der offiziellen Politik der Regierung, die den Abbau tribaler Bezugs- und Loyalitätsstrukturen fördert, um die nationale Identitätsbildung voranzutreiben.

Die Höhe des vom Staat bezogenen Gehalts gibt Aufschluss über die politische Bedeutung, die einem bestimmten Stammesscheich von der Regierung zugemessen wird. Der Staat kann damit auch Einfluss auf die Auswahl der Scheiche nehmen.

Die Elite der Stammesgesellschaft, die von ihren Beziehungen zum Staat profitierend zu Wohlstand gekommen ist, ist nicht nur räumlich, sondern auch sozial von der Elite des Staates getrennt. Ihre Einnahmen sind viel geringer als diejenigen der Höflinge und Grosskaufleute. Die Elite der Stammesgesellschaft hat keinen direkten Zugang zum Sultan und ist deshalb auf gute Beziehungen zu den Höflingen angewiesen. Bierschenk bezeichnet sie auch als Broker zweiten Grades.

 

1.4. DIE SANSIBARIS

 

Im städtischen Bereich der Hauptstadtregion hat sich die traditionelle omanische Gesellschaft gelockert, nicht mehr tribal-soziale Aspekte zählen heute, sondern berufliche Position, Einkommen und Bildung sind wichtige Merkmale. Nebst westlichem Einfluss sind vor allem die Sansibaris entscheidend für diese Entwicklung.

Die Sansibaris sind Nachkommen der in die omanisch-ostafrikanischen Gebiete ausgewanderten Omanis; zu Beginn der 70er Jahre kehrten sie wieder nach Oman zurück. Viele von ihnen behalten aber ihre sozialen Beziehungen zu ihrem Herkunftsland bei. Oftmals verfügen sie über eine höhere Schulbildung. Nach 1970 waren sie die einzige Gruppe mit den technischen und administrativen Qualifikationen, die zum Aufbau des Landes nötig waren. Sie sind vor allem in der Verwaltung tätig und haben oft hohe und einflussreiche Posten inne. Unter ihnen befinden sich auch viele Frauen. Sie sind nur schwach in Klientelbeziehungen und Stammesstrukturen integriert und handeln eher nach zweckrationalen Kriterien.

Von der Elite des Staates, das heisst den Höflingen und den etablierten Grosskaufleuten, bleiben die Sansibaris weitgehend ausgeschlossen, genauso wie die traditionellen Führer der Stammesgesellschaft.

 

 

2. GESELLSCHAFT IM WANDEL

 

Mit der Erdölförderung ergaben sich für die traditionelle Stammesgesellschaft grosse Änderungen. Die Umverteilung der Ölgelder an die Bevölkerung erfolgt über die Arbeitsmigration, welche in Oman immer grössere Ausmasse angenommen hat.

Viele Omanis des Landesinneren, idealerweise junge Männer, verlassen ihre Familien und ihren Wohnort für einen begrenzten Zeitraum, meist weniger als ein Jahr. Sie finden eine Beschäftigung im staatlichen Bereich (Militär, Polizei oder in der zivilen Verwaltung), im Bau- und Handelssektor. Diese Tätigkeiten verlangen nur geringe Qualifikationen und fördern kaum die Ausbildung.

Diese Art der Arbeitsmigration von Männern hat eine Tradition, die bis ins 19.Jahrhundert zurückreicht. Seit den 50er Jahren fanden viele Omanis mit der Aufnahme der Erdölproduktion eine Beschäftigung in den benachbarten Ölstaaten, vor allem in Saudi Arabien und den Vereinten Arabischen Emiraten.

Diese fernen Arbeitsorte wurden nun in den 70er Jahren durch nahe  Migrationsziele  ersetzt.  Die  wichtigsten  Migrationsziele  sind  die Hauptstadtregion um Muscat, Abu Dhabi und die Oelfelder im Süden des Landes.

Der Ausbau des Strassennetzes erlaubt es auch die Dauer der Absenz von Zuhause zu verkürzen und ermöglicht regelmässige Besuche im Heimatort. Man behält dort seine Familie und seinen Besitz bei und das Einkommen fliesst auch dahin zurück und führt zu einem gewissen Wohlstand. Vielerorts wurden neue Häuser aus Zement gebaut.  Viel wird auch für Lebensmittel ausgegeben; Reis und Fisch sind erschwinglich geworden und werden fast täglich konsumiert. Stark verbreitet haben sich auch der Gebrauch von Radio, Fernsehen, Kühlschränken und  Autos.

 

Dieser allgemeine Anstieg des Lebensstandards führte zu einer starken Zunahme der Importe, (unter anderem auch bei Grundnahrungsmitteln), und somit zu einer Weltmarktabhängigkeit.

Als Folge der billigeren Importe und dem allgemeinen Anstieg des Lohnniveaus wurde dem traditionellen Handwerk seine Rentabilitätsbasis entzogen. Mit Ausnahme des Goldschmieds sind alle traditionellen Gewerbe am Aussterben. Dafür entstand als Folge des individuellen Konsumanstiegs ein Sektor von Kleinhandel, Transport, Dienstleistungen, Reparaturen und Häuserbau. Hier ergeben sich auch Chancen sozioökonomischen Aufstiegs, (nachdem die Unterscheidung zwischen Scheich, Stammesmitgliedern und Klienten heute an Bedeutung verloren hat).

 

Der allgemeine Lohnanstieg ist auch dafür verantwortlich, dass die kommerzielle Landwirtschaft unrentabel wurde. Die Grossgrundbesitzer begannen damit einen Teil ihres Landes zu verkaufen oder vernachlässigten ihre Gärten. Andere Bevölkerungsgruppen investierten ihre Lohneinkommen m Agrarland, um die eigene Familie ernähren zu können.

Mit der Dekommerzialisierung der Landwirtschaft entstand also eine weitverbreitete Subsistenzproduktion. Diese bleibt aber defizitär. Sie wird durch den Zukauf von Obst, Reis, Getreide und Milchprodukten ergänzt, zudem ist man bei der Bewässerung auf Motorpumpen und Treibstoff angewiesen.

Mit den zunehmenden Konsumbedürfnissen kommt es zu einer Bündelung verschiedener Einkommensquellen, von Lohnarbeit und Subsistenzproduktion, im Rahmen der Grossfamilie. Die Arbeitsmigration führt also nicht zu einem Aufbrechen der Familienstrukturen.

Moderne und traditionelle Elemente werden flexibel zusammengeführt, basierend auf der Arbeitsteilung der Geschlechter. Frauen, Kinder und Alte kümmern sich dabei um die häusliche Subsistenzproduktion und die leichte Feldarbeit,  während  die Männer in der Ferne Arbeit suchen. Die Familienstrukturen werden beibehalten und neue Aufgaben übernommen. Die Lebensbedürfnisse einer Durchschnittsfamilie können so mit Lohnarbeit und Subsistenzproduktion abgedeckt werden.

 

Die erdölabhängige staatliche Struktur Omans hat also die traditionelle Stammesgesellschaft nicht zerstört oder aufgelöst, sondern als Ganzes, mit einigen Veränderungen integriert und zugleich wirtschaftlich und politisch marginalisiert, da sie vom Staatsapparat und den Grosskaufleuten abhängig sind.

 

Mit den zahlreichen Verbesserungen der Infrastruktur, den Lohnzahlungen und finanziellen Zuwendungen sollen auch mögliche politische Bedrohungen aufgefangen werden. Dazu dienen auch die Provinzverwaltung, Polizei und Militär, sowie das staatliche Fernsehen.

 

 

 

VII. ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG

 

Ein wichtiges Ziel der Regierung ist es, bis zum Ende des laufenden Fünfjahresplanes (1996-2000) ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Dazu sollen folgende Massnahmen getroffen werden:

-  Reduzierung der Schulden,

-  Reduzierung der öffentlichen Ausgaben,

-  Investitionsanreize schaffen,

-  die Privatisierung voranzutreiben und

- die vom Erdöl unabhängigen Einnahmen zu erhöhen, (beispielsweise mit der    Besteuerung der Unternehmergewinne).

 

Mit diesen Massnahmen wird auch ein weiteres Ziel verfolgt, nämlich die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Erdöl zu vermindern. 1996 betrug der Anteil der Öleinnahmen an den Gesamteinnahmen 74%. Zum Vergleich: Dubai konnte seinen Anteil der Oeleinnahmen auf 20% senken, dank Handel und Tourismus.

Die omanischen Ölreserven werden auf über 5 Mia Barrel geschätzt und sie werden über das Jahr 2010 hinaus reichen, wenn die heutige Fördermenge von rund 800’000 Barrel pro Tag beibehalten wird.

Viele Entwicklungsplaner sehen im Erdgas die Sicherung von Omans zukünftigem Wohlstand. Nachgewiesene Reserven von 27 Billionen Kubikfuss sowie noch höhere Mengen, auf die man durch Untersuchungen schliessen kann, sollen ab dem Jahr 2000 mit einer neuen Flüssiggasanlage gefördert werden.

Oman versucht nun auch andere Wirtschaftszweige weiter auszubauen, mit Investitionen in Landwirtschaft, Fischerei, Leichtindustrie, Bergbau, Tourismus und Dienstleistungen.

Die Diversifizierung der Wirtschaft soll auch die Abhängigkeit von den Schwankungen auf dem Erdölmarkt verringern helfen und jungen Omanis berufliche Chancen eröffnen. Die Omanisierungspolitik der Regierung versucht den Anteil einheimischer Erwerbstätiger zu steigern. Dank des guten Bildungswesens gibt es immer mehr qualifizierte omanische Fachkräfte. Die ausländischen Experten sollen mit der Zeit ersetzt werden und der Ausländeranteil an der Bevölkerung soll langfristig nur noch etwa 10-15% betragen.

Die Omanisierungsraten beliefen sich 1995 auf 68% im Staatsdienst, 75% in den Ölgesellschaften, 84% im öffentlichen Dienst, 18% in der Industrie und 6% im gesamten Privatsektor. Der Anteil Omanis an der Gesamtbeschäftigtenzahl betrag 1995 36%. Bis zum Jahr 2000 wird eine Erhöhung auf 42% erwartet.

Mit der Omanisierungspolitik sollen auch für die zahlreichen omanischen Schulabgänger Stellen geschaffen werden, damit das Absorptionsproblem des Staates (in Bezug auf diese Schulabgänger) nicht grössere Ausmasse annimmt und Unzufriedenheit verbreitet.

 

Eine Schwierigkeit ist, die bisherigen Erfolge in der Entwicklung des Landes im selben Stil in der Zukunft fortzusetzen, um die Zufriedenheit in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. "Success creates the problem of how to preserve that success" (Skeet S.133).

 

Auch auf politischer Ebene wirft die Zukunft Fragen auf. Die Nachfolge des Sultans ist nicht geklärt. Der jetzige 58 jährige Sultan ist nicht verheiratet und hat keine Nachkommen. Zumindest mittelfristig wird man für das politische System Veränderungen erwarten dürfen. Auch demokratische Entwicklungen, beginnend mit mehr Vollmachten für das Parlament, sind denkbar.

 

 

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GLOBO 11/1996. S. 68-87.

 

 

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Oman Studies Centre                       http://www.oman.org/de.htm

Oman Daily Observer                      http://www.omanobserver.com

Ministry of Information                    http://www.omanet.com

Ministry of National Economy         http://www.modevelop.com

 

 

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